even more sand in my shoes…

Puh, heute ist so viel Tolles passiert, da weiss ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Also, erstmal gestern abend. Mein erster richtiger Hostelabend, der 46jaehrige social worker aus Bruessel hat Vodka spendiert, 2 sehr klischeehafte, aber sehr nette Finnen haben Erdbeeren ausgeteilt, eine Litauerin hat uns die Sache mit der Selbstmordrate erklaert, und kurz vor Mitternacht wollte der social worker uns alle ueberzeugen, dass alle Drogen legalisiert werden sollen („they don“t do any harm, I“ve tried them all and I am still alive!“). Mein Zimmer ist inzwischen auch fast voll, Zuwachs ueber Nacht.

Nun aber zu heute. Also, war in Nida, dem suedlichsten Punkt der Kurischen Nehrung. Bin dort zuerst (weil es noch vormittag und nicht so heiss war) auf eine der beruehmten Wanderduenen geklettert. Cool! Rechts und links Wasser, im Sueden Russland, um einen herum nur Sand! Schon da wusste ich, wie die Ueberschrift fuer den heutigen Blogeintrag lauten sollte 😉

Mittags (naja, so um 15 h, Zeit verliert hier an Bedeutung…) war ich einem super Supermarkt und blieb an der Theke haengen. So viele lecker Sachen. Habe mir ein Potpourri von Kroketten, Teigtaschen und Salate zusammengestellt und toll am Wasser mit den Spatzen gegessen. Lustig, wenn man erst beim Reinbeissen feststellt, was man gekauft hat!

War zum Glueck alles lecker! Nur den Rest einer Riesenkrokette hab ich den Kraehen gegeben. Ich fand, das war eine gute Geste von mir, bei all dem, was meine menschlichen Vorfahren ihren Vorfahren angetan haben, wie ich im Regionalmuseum gelernt habe: bis in die 40er Jahre wurden Kraehen mit Netzen gefangen, totgebissen (!), danach gabs fuer den Beisser einen Schluck Schnaps, dann wurden die Kraehen geraeuchert und gegessen. Na lecker!

Dann habe ich als gute Philologin das Thomas-Mann-Haus besucht, und durch das Fenster geguckt, durch das er in den Sommern von 1930-1932 auch „auf seine Riviera“ aufs Meer geguckt hat. Ja, und dann passierte heute spaetnachmittag was Tolles: kam durch Zufall in der Altstadt von Klaipeda am Schmiedekunstmuseum vorbei. Klingt nicht spannend, aber ich bin trotzdem mal reingegangen. Geschmiedete Kreuze haben hier eine besondere Bedeutung (morgen mehr). Im Garten gab es eine Ausstellung, nicht wahnsinnig aufregend, dann winkte ich ein Alter Mann ins Haus (= Museum), drueckte mir einen Erklaerungszettel in die Hand und scheuchte mich sehr freundlich in alle Raeume. Beim Rausgehen fragte er in gebrochenem deutsch, ob ich deutsch spreche und ob ich die alte Schmiedewerkstatt sehen wollte. Das wollte ich natuerlich. Das war so toll, ganz viele alte Geraete, noch mehr alte Schmiedekunst, noch nicht restauriert, tausend Kleinigkeiten! Ich kam mit einem Mann ins Gespraech, der mir einiges ueber die Werkstatt erklaerte. Er meinte, viele lassen ihre Kreuze nicht mehr restaurieren, aber sie machen auch Schmuck. Er zeigte mir Ringe, einen sollte ich aufprobieren. Er war etwas zu eng, er machte ihn mit einem Holzhammer breiter, ueberreichte ihn mir uns sagte „it“s a present“, laechelte und ging wieder an die Arbeit. Die Litauer! Fuer solche Geschichten bin ich losgezogen in die grosse, weite Welt!

Morgen geht“s Richtung Riga, mit Zwischenstop am Berg der Kreuze. Liebe Gruesse, Claudia

 

 

5 Responses to “even more sand in my shoes…”

  1. Paula Bocuse sagt:

    Wie gut, dass Uli Dich schon auf dieses Malheur mit dem Ring hingewiesen hat… Musstest Du auch was unterschreiben????
    Na ja jedenfalls kannst Du in Deinem Hostel jetzt heute Abend ordentlich bei dem social Männeken und den Drogen zuschlagen (Herr und Frau Medin bitte weglesen) und hinterher die Ehe annulieren lassen und auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Hoffentlich…
    WAS SOLLST DU DENN SONST IAN SAGEN???
    Ich freue mich jedenfalls tierischst über alles was ich hier lese und wünsche Dir immer eine Tube Pferdesalbe zur Hand – an Essen scheint es Dir ja nicht zu mangeln… Wird das ein Fest, wenn Du das alles nachkochst… Ich stelle schon mal Gästeliste zusammen 😀

  2. Die Uli sagt:

    Diese Litauer! Der Schmied überreicht Dir einen Ring (it’s a present!) und schwups bist Du verheiratet! Noch nie von Gretna Green gehört? Bestimmt ist das in Nida genauso – neben dem Restaurieren von Schmuck und Kreuzen ist das Trauen von flüchtenden Russen (oder arglosen Touristen…) ein lukratives Nebengeschäft! Ich erinnere mich noch daran, wie Benoît und ich mehrere Stunden mit dem buddhistischen Mönch in Ayutthaya verbracht haben – ohne ein Wort von dem zu verstehen, was er mit uns gemacht hat. Aber auch davon haben wir Fotos, Sabine hat Recht, das war für den Mönch vll das Highlight 🙂

  3. Sabine (Vieler =) ) sagt:

    Ach, das klingt ja wunderbar – heute ist übrigens Mittwoch, und das ist tatsächlich völlig egal! Herrlich, so muss sich Reisen anfühlen! Wie schön, dass du jetzt schon so tolle Erlebnisse zu berichten hast und es werden sicher noch viel, viel mehr werden. Ich fand es im Nachhinein immer schön, auch Fotos von solchen Momenten zu haben … der Schmied hätte dir sicher auch grinsend und bereitwillig Modell gestanden, nur als Tipp =) Das ist so schön für später … Lass dich weiter so schön treiben, ob im Sand oder auf dem Radel: Nase immer in den Wind und lass dir dabei viele tolle Gedanken durch den Kopf pusten!

  4. Claudia sagt:

    Maenno, und ich hab zwar 6 Paar Schuhe dabei, aber kein einziges mit hohen Absaetzen, wie soll ich denn da mithalten?!? Trittst du jetzt in Hamburg einer Volkstanzgruppe bei???

  5. Daniela sagt:

    Na, dann freu Dich mal – ich bin inzwischen Riga-Fan! Soo viel los war da am Wochenende, ich sag’s Dir! War sogar Folklore-Festival mit Gesang. Gerade das richtige Event für mich 🙂 höhö.
    Mal sehen, was dort für Präsente auf Dich warten. Jedenfalls sind ALLE Frauen mit dermaßen hohen Hacken unterwegs, dass ich mir beim Zuschauen schon den Knöchel breche! Bis bald, Daniela

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