Tere zusammen! Das ist estnisch und heisst Hallo (ausgesprochen, als wuerde ein schwuler Elefant Töröö sagen, probierts mal aus!). Ich bin seit Freitag abend hier auf Saaremaa, der grössten estnischen Insel. Ehrlich gesagt ist hier ziemlich der Hund begraben, es gibt hauptsächlich Natur, die dafür aber reichlich und sehr, sehr schön. Meine Unterkunft ist ein Traum, es ist ein altes Bauerngehöft an der Südspitze einer Halbinsel, sehr liebevoll umgebaut zu einer Ferienunterkunft. Ich wohne in einem Zimmer in einem reetgedeckten Stall, die Wände und die Decke sind aus dunklen Bohlen, die Ritzen mit Moos ausgestopft, die Tür wird nur mit einem Stück Holz verriegelt, und auf dem Fenstersims sitzen Rauchschwalben und gucken mich frech an. Herrlich! Ein guter Ort, um nach den ersten 2 Wochen Weltreise und den vielen Eindrücken mal zur Ruhe zu kommen und mich (und meinen Rucksack) ein bisschen zu sortieren. Es ist so herrlich ruhig, ausser Wind und Vogelgezwitscher hört man nicht viel. Die meisten anderen Gäste sind Fahrradtouristen, die nur eine Nacht bleiben, habe schon nette Deutsche und Schweitzer kennengelernt. Im Ferienhaus wohnen Finnen, das vermute ich jedenfalls, denn sie essen grössere Mengen Haferbrei zum Frühstück, können sich nicht problemlos mit unserem estnischen Hausherren verständigen und hacken abends sehr selbstverständlich Holz fuer ein Feuer – das klingt doch sehr nach Finnen, oder? Bis zum Strand sind es 1 km durch herrliche Wacholderbusch-Kornblumen-Felder, das mache ich meistens abends. Das Tolle ist ja, dass es hier so lange hell ist, die Sonne geht erst kurz nach 23 h unter!
Die Insel ist nicht gross, ca. 40 x 60 km. Gestern war ich im Vilsandi Nationalpark, ein Gebiet das jahrzehntelang unter sowjetischer Besatzung nicht betreten werden durfte und deshalb jede Menge Tiere, vor allem Vögel, beherbergt, die man beobachten kann. Ich bin mit dem Mietwagen (ein schnittiger, 16 Jahre alter, ferrariroter Volvo V40 ;-)) ein paar Strecken abgefahren, kam allerdings an einigen Schotterstrassen wegen Schlaglöchern und Pfuetzen an meine Grenzen – also an die Grenzen des Volvos. Habe mir einen Jeep gewünscht 🙂 Ein Elch ist mir leider, äh, zum Glück (!), noch nicht vors Auto gelaufen. Ich habe neulich einen im Museum gesehen und kurz überlegt, ob man bei den ganz grossen Exemplaren wohl einfach zwischen Vorder- und Hinterbeinen durchfahren kann, die sind ja schon echt gross… Naja, ich will es mal nicht drauf ankommen lassen! Es gibt noch eine Wanderroute ganz in Nordwesten in dem Nationalpark, die ich gern machen wuerde, vielleicht morgen, mal sehen, wie das Wetter wird. Es ist inzwischen ähnlich wie bei euch, kühler (um 18 Grad) und extrem wechselhaft von Sonne bis Regen. Ich hatte wohl mit dem Wetter in Litauen/Lettland grosses Glück, denn der Juni war wohl auch hier im Baltikum sehr verregnet.
Heute werde ich mir noch einen Meteoritenkrater anschauen und ein paar Windmühlen und eine Ruine und einfach ein bisschen rumfahren und anhalten, wo es schön ist. Übermorgen gehts weiter nach Tallinn.
Also, bis bald, head aega und hüvasti! Claudia
Hier im Supermarkt habe ich auch Gloegg (schwedischen Gluehwein) entdeckt, wahrscheinlich ist man hier aber auch auf kalte Sommer eingestellt oder er ist einfach uebrig gelieben. Ich wuensch dir/euch gute Besserung, die Kraeuterfrauen hier wuessten bestimmt ein Heilmittel (Wacholderbeeren kauen, Pilze abkochen und Sud trinken,…)…
Es regnet dauer(nd), Erkältung eingetroffen, heißen Kakao getrunken (im Juli!!!). Da erfreu ich mich doch sehr an Deinem Inselfeeling und kann es mir lebhaft vorstellen. Kann lediglich mit einer Kohlmeise auf dem (überdachten) Balkon kontern. Die suchte wohl eine Trockenpause. Wenigstens der Kleine findet Regen spannend. Kinder, Kinder… Aber Dir: Kõike head