Hallo, hallo, da bin ich wieder! Mit rotem Sand in den Ohren, in den Nasenloechern, unter den Kontaklinsen und in den Hosentaschen, und um viele, viele grossartige Erfahrungen reicher! Ein bisschen als veraenderter Mensch, wuerde ich sagen. Aber das wollen wir mal nicht ueberbewerten…
Am Mittwoch morgen ging’s los, im 12-Sitzer Minibus mit Allradantrieb und Klimaanlage. Die Mitfahrer: eine supernette Schottin, drei sehr wohlerzogene, offene, nette, gerade 18 Jahre alte Schuelerinnen aus Suedengland, ein Amerikaner ohne Kranken- oder Reisekrankenversicherung mit einer Flasche Jack Daniels im Gepaeck, ein leider auesserst unsoziales und unangenehmes Paar aus Graz, ein umso netteres Paar aus Daenemark, und – tataaa – die Puff-Muddi aus dem Ghan 🙂 Unser Guide hatte blonde dreadlocks und wunderschoene Kamel-Wimpern, mehr sag ich nicht 😉 Unser erster Zwischenstopp am Mittwoch war eine Kamelfarm. Um 7.20 h morgens habe ich also ein Kamel bestiegen und eine kleine Runde gedreht. Es ging ganz schoen auf und nieder, der Amerikaner neben mir hatte sich schon beim Aufsteigen das Knie gestossen und hatte offenbar zwischen den Beinen auch nicht alles so gut sortiert, dass es ihm keine Schmerzen bereitete… Um’s mal direkt zu sagen, ich war auch ganz froh, einen Sport-BH angehabt zu haben, als wir im Kamelgalopp ueber das Feld duesten 🙂
Nach ein paar Zwischenstopps im Nichts (z.B. zum Bier kaufen, ein Sixpack fuer ca. 25 EUR, aber gibt es was tolleres als abends nach 12 Stunden mit nem wirklich kalten Bier (Kuehlbox!) den Tag in der Wueste Revue passieren zu lassen??!! Vor einigen Wochen hatte der Guide eine Chartertour mit 6 Polen, die haben in dem Laden umgerechnet 600 EUR gelassen…) kamen wir kurz nach mittag am Uluru an, er liegt ca. 400 km von Alice Springs entfernt. Der Wahnsinns-Moment „ui, das ist er!!!“ blieb bei mir aus, aber es ist schon ein sehr emotionaler, kulturell aufgeladener, riesiger Berg. Hier ein Sonnenuntergangsbild:
Und hier die Vorbereitung fuer den Sonnenuntergangschampagner:
Er ist fuer die Aborigines so etwas wie fuer uns Jerusalem, fuer sie fanden dort viele Geschichten ihrer Vorfahren statt, deshalb ist ihnen der Berg so heilig. Der Aufstieg (der sehr, sehr steil ist, eine Person pro Jahr stirbt dort ca. pro Jahr) war ohnehin wegen der Hitze gesperrt, ich wollte aber auch sowieso nicht rauf. Wir haben zwei kurze Wanderungen am Uluru gemacht, viele Geschichten gehoert (der Guide konnte wunderbar erzaehlen!), und viele endemische Pflanzen gesehen. Danach waren wir alle ziemlich platt, die Hitze dort macht einem echt zu schaffen, trotz trinken, trinken, trinken. Es waren ca. 38 Grad… Am Abend haben wir – natuerlich – den Uluru bei Sonnenuntergang betrachtet und ein paar Flaschen Sekt dazu getrunken. Superschoen! Ueber Nacht waren wir auf einem tollen Campingplatz, sprich: Ort zum Campen unter freiem Himmel, incl. dem Luxus von Duschen und Toiletten (kurze Stirnlampenwanderung von 5 Minuten). Mit Lagerfeuer und auf dem Feuer gekochten Kaenguru-Spaghetti und Uebernachtung im Swag. Ein Swag ist eine Art Wuestenbett, ein fester kastiger Stoffsack mit duenner Matratze drin, Schlafsack drauf, Sterne gucken, einschlafen! In der ersten Nacht hab ich echt richtig gut geschlafen! Zur zweiten Nacht spaeter…
Am naechsten Morgen hiess es Aufstehen um 4.30 h, um puenktlich zum Sonnenaufgang an praedestinierter Stelle zu stehen. Das war frueh, aber das war es auch wert! Sobald die Sonne ca. 1 h am Himmel steht, ist es wieder richtig, richtig heiss, also ist die Zeit frueh morgens am angenehmsten. Wir konnten die Sonne neben dem Uluru aufgehen sehen und die Kata Tjuta (Olgas) auf der anderen Seite. Dort haben wir dann unsere zweite Wanderung gemacht. 7,5 km, zum Glueck sehr spektakulaer und mit viel Zeit und viel Wasser und mit Schokokeksen zum Depots auffuellen. Auf der Rueckfahrt haben wir noch einen Kaenguruschwanz besorgt, weil wir eigentlich gegrilltes Kaenguru wollten und der Guide sich dann auf den Deal eingelassen hat, uns Kaenguruschwanz zuzubereiten, wenn wir einen finden. Haben wir natuerlich gefunden 😉
Ich hab mir echt Muehe gegeben, aber die Zubereitung war so unappetitlich, dass ich nicht probieren konnte: erst wurde das Fell abgefackelt. Dann kam das Ding in Alufolie und wurde mit gluehenden Kohlen ne halbe Stunde lang in Sand eingegraben. Als wir es wieder ausgegraben haben, roch es schon nicht so lecker, der Schwanz ist ziemlich fett. Weil er sich nicht schneiden liess, hat der Guide ihn also fettspritzend in Stuecke gebrochen, ganz nach Aborigines-Art… Wird also nicht meine neue Lieblingsspeise! Aber es war ne Erfahrung… Zum Glueck gab’s noch gegrilltes Haehnchen, Salat, Kartoffelpueree und selbstgebackenes Brot, auch alles mit offenem Feuer zubereitet! Toll, wenn man das kann!
Nun einen kleinen Schritt zurueck: auf dem Weg von Kata Tjuta zum Campingplatz hat es geregnet! Das heisst, es fiel Regen aus den Wolken vor uns, aber der Regen verdampfte auf dem Weg nach unten, kam also nicht an. Trotzdem war das Wetter ein bisschen aufgeregt, und wir sahen immer mal wieder Blitze. Tja, und nach dem Essen fiel uns auf, dass es am Horizont recht hell war: Buschfeuer, wahrscheinlich durch die Blitze ausgeloest! Mir wurde ziemlich mulmig, denn die Natur dort lehrt einen wirklich Ehrfurcht und man selbst ist nur soooooooooo klein! Wir haben insgesamt 3 Buschfeuer gesehen, zwei recht weit weg (aber das heisst ja nichts…) und ein groesseres, naeheres, das aber – aus welchen Gruenden auch immer – irgendwann weg war. Wir sind also wieder in unsere Swags gestiegen – es fuehlt sich uebrigens an, als waere man ein Sandwich in einem Sarg, wenn man drin liegt – und wollten einschlafen. Ich war ein muedes, furchtloses Sandwich, konnte aber trotzdem nicht schlafen, weil es zwischendurch geregnet hat, einem Sand ins Gesicht wehte, oder ich darueber nachdenken musste, ob unter dem Stein neben mir wohl eine Schlange liegt (okay, ich bin doch nicht ganz so furchlos! Ihr sagt ja immer, ich soll auch mich aufpassen, also… ). Also sind die Schottin und ich irgendwann in die Huette umgezogen. Dort lagen nur ein alter Reifen und ein Bueffelschaedelskelett neben mir, das war nicht so schlimm 😉 Nach und nach kamen die meisten anderen auch in die Huette, so hatten wir noch ein paar wenige Stunden Schlaf.
Am dritten Tag, also gestern, sind wir zum King’s Canyon gefahren, ein paar Hundert Kilometer weiter noerdlich. Dort haben wir wieder ein tolle Wanderung gemacht, zum Glueck war der Himmel bewoelkt, sonst haetten wir kaum Schatten gehabt, so war es super! Mehrere Schluchten treffen sich dort, man hatte tolle Ausblicke!
Oben rechts der Amerikaner ohne Krankenversicherung… Ein Apfel als Snack im Garden of Eden zum Froschkonzert als kleine Pause, herrlich! Nach letztem BurgerBBQ ging’s zurueck nach Alice Springs, allerdings ueber ne Abkuerzung, 100 km ueber ne Sandpiste, dank Allradantrieb, das war so genial, alles hat gewackelt und geschuettelt und wir sind Richtung Alice geschliddert und der Guide hatte Spass!
Mochte gestern abend gar nicht so richtig runterkommen, hab also nur den groebsten Sand abgewaschen und bin dann mit den anderen noch in eine Kneipe gegangen. Um 23 h lag ich dann im Bett und konnte kaum die Augen aufhalten, und hab wie ein Stein bis 9 h heute morgen geschlafen. Himmel, bin ich froh, dass das mit der Tour gleich heute morgen um 6 h weiter in Richtung Darwin nicht geklappt hat… So habe ich den ganzen Tag heute zum Rumhaengen, Waesche waschen, in den Pool springen (das muss man hier immer mal machen, sonst werd ich irre bei dieser Hitze…), Rucksack neu sortieren, Ameisen aus den Taschen vertreiben, Kamera/MP3Player/Telefon aufladen, einkaufen. Einkaufen war ich vorhin schon, habe 6 Stueck Kamelfleisch und 3 Kamel-Dattel-Bratwuerste gekauft, bin naemlich morgen beim Guide – zusammen mit der Schottin – zur Poolparty eingeladen 🙂 Heute abend geh ich nochmal den Sonnenuntergang von Anzac Hill angucken, und mal sehen, was sonst noch so ansteht. Morgen vormittag geh ich in den Desert Park, drei Wuestenlandschaften als Park, mitten in der Wueste, skurril, aber ich will es sehen!
Melde mich morgen wieder, habt ein schoenes WE! Claudia
🙂 Ich habe Wanderschuhen, die sind immer noch rot vom dem Sand. Dat geht einfach nisch wesch! ich bin auf die Bilder gespannt! Gute Reise und liebe Grüße